Die SPD lud am 28.05.2025 zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Herausforderungen in der Hausarztversorgung für den Oberbergischen Kreis – gemeinsam Lösungen finden“. Aufgrund der hohen thematischen Bedeutung haben an dieser Veranstaltung Benjamin Häcke und Manfred Bestgen als Geschäftsführer unseres MVZ kT, sowie Marcus Schmitz, Anja Gocht und ich als Vertreter des Aufsichtsrats unseres MVZ kT, teilgenommen.
Als Fachleute an der Podiumsdiskussion haben teilgenommen: Dr. Benedikt Schulte – Körne (Institut für Allgemeinmedizin an der Uni Köln), Dr. Matthias Alex (Hausarzt in der Praxis Kotthausen), Hildegard Arntz (Kassenärztliche Vereinigung Düsseldorf), Sascha Klein (Geschäftsführer Klinikum Oberberg) und Thorsten Klute (gesundheitspolitischer Sprecher SPD Fraktion im Landtag).
Zunächst wurde besonders auf die immer schlechter werdende gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum eingegangen. Hier wurde zum einen die Unterversorgung im südlichen Oberberg angesprochen. Der Versorgungsgrad liegt aktuell bei 74,8 %. Aber auch in Bereichen, die derzeit noch einen deutlich höheren Versorgungsgrad haben ist die Lage bedrohlich. Das liegt vor allem am hohen Durchschnittsalter der praktizierenden Ärzte. Es ist absehbar, dass in den nächsten 5-10 Jahren einige Ärzte in den Ruhestand gehen und keine Nachfolge gefunden wird. Somit wird sich die Lage im ländlichen Raum in den nächsten Jahren deutlich verschlechtern.
Es wurde über die verschiedenen möglichen Lösungsmodelle gesprochen. Hier wurde seitens Herrn Klein das geplante MVZ des Klinikums in Waldbröl angesprochen. Hier werden besonders Synergien mit dem angrenzenden Klinikum erwartet. Auch ist in diesem MVZ eine Facharztausbildung möglich, was die Attraktivität für Ärzte steigern kann.
Das allergrößte Problem über alle Lösungsansätze hinaus ist jedoch der Umstand, dass es einfach zu wenig Ärzte gibt. Die Ärzte, die mit ihrer Ausbildung fertig werden, können sich aussuchen, wohin sie gehen. Hier sind besonders die Kommunen gefragt, den Ärztinnen und Ärzten attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen zu bieten m konkurrenzfähig zu werden.
Hier kann besonders auch ein MVZ kT (Medizinischen Versorgungszentrum in kommunaler Trägerschaft), wie wir es in Nümbrecht planen, besonders punkten. Neben den sehr modernen und neu eingerichteten Praxen, können hier die verschiedensten Arbeitszeitmodelle angeboten werden. Daneben bietet die Struktur eines MVZ den Ärzten die Möglichkeit, sich allein um den medizinischen Bereich kümmern zu können. Die Abrechnungen, Planungen und sonstige Aufgaben eines selbständigen Arztes sind hier zentralisiert und z.T. ausgelagert.
Das zentrale Problem des Nümbrechter MVZ sind die fehlenden Ärzte. Würden wir mit wenigen Ärzten starten, wäre das MVZ im Anfang nicht wirtschaftlich tragfähig. Hier müssten wir für den laufenden Betrieb des ersten Jahres Geld aus dem Gemeindehaushalt bereitstellen. Da dies aber als freiwillige Ausgabe zählt, ist das derzeit von der Kommunalaufsicht nicht genehmigt. Die Hoffnung, dass im laufenden Betrieb weitere Ärzte gewonnen werden können, zählt bei dieser Bewertung durch die Kommunalaufsicht nicht. Jedoch ist es einfach auch so, dass einige Ärzte keinen Vertrag mit dem MVZ abschließen, weil es derzeit nicht gesichert in Betrieb geht. Niemand kündigt bei seinem derzeitigen Arbeitgeber, wenn der neue Arbeitgeber noch nicht im Geschäftsbetrieb ist.
Auf die Frage von Benjamin Häcke, ob die medizinische Versorgung im Falle einer festgestellten Unterversorgung nicht zu einer kommunalen Pflichtaufgabe werden kann, wurde dies von MdL Thorsten Klute abgelehnt. Grund hierfür ist der Umstand, dass wenn das Land dies zu einer kommunalen Pflichtaufgabe macht, das Land auch dafür Geld bereitstellen muss.
Durch die Veranstaltung wurde nochmal sehr deutlich, dass die Versorgungslage im ländlichen Raum in den nächsten Jahren deutlich schlechter wird. Echte Lösungen wurde nicht gefunden – es fehlt einfach an den Ärztinnen und Ärzte. Jedoch haben alle Beteiligte ihren Wunsch auf Zusammenarbeit sehr deutlich gemacht.
Und es hat uns weiter bestärkt, alles daran zu setzen, unser MVZ kT in Nümbrecht intensiv weiter zu verfolgen und an den Start zu bringen.