Erinnerung braucht einen Ort: Stolpersteine in Nümbrecht

Der Künstler Gunter Demnig hat heute in Nümbrecht sechs weitere Stolpersteine verlegt. Diese kleinen, im Pflaster verankerten Messingtafeln erinnern an Menschen, die einst in unserer Gemeinde gelebt haben und von den Nationalsozialisten verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Mit jedem einzelnen Stein wird ein Name, ein Schicksal, ein Mensch sichtbar – und unvergessen.

Die Stolpersteine machen Geschichte greifbar. Sie holen die unfassbaren Gräueltaten des Nationalsozialismus aus der Abstraktion der Zahlen heraus und bringen sie dorthin zurück, wo sie tatsächlich stattgefunden haben: in unsere Nachbarschaften, vor unsere Haustüren. Es waren Männer, Frauen und Kinder, die Teil unserer Gemeinschaft waren – Nachbarn, Mitschüler, Kollegen. Sie wurden entrechtet, verschleppt und ermordet, nur weil sie einer bestimmten Religion, Herkunft oder Überzeugung angehörten.
Die Stolpersteine rütteln uns auf. Sie fordern uns auf hinzusehen, uns zu erinnern und Verantwortung zu übernehmen – für die Vergangenheit, aber auch für das Heute und das Morgen. Denn das Erinnern ist nicht nur ein Gedenken an die Opfer, sondern auch ein Mahnmal für uns Lebende: Nie wieder ist jetzt – und jeden Tag.

Am Vorabend der Verlegung hielt Gunter Demnig persönlich einen Vortrag über sein Lebenswerk. Eindrucksvoll schilderte er, wie die Idee zu den Stolpersteinen entstand: Aus dem Wunsch heraus, den Opfern des Nationalsozialismus nicht nur einen Namen zurückzugeben, sondern auch einen Ort. Seit 1992 verlegt er Stolpersteine in ganz Europa – mittlerweile sind es über 117.000.

Sie sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt und zugleich ein stilles, doch unübersehbares Zeichen gegen das Vergessen. Demnigs Werk ist ein zutiefst humanistischer Beitrag zur Erinnerungskultur. Es verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart, indem es persönliche Geschichten erzählt – und damit deutlich macht, dass das Unrecht nicht irgendwo geschah, sondern mitten unter uns.